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Vereinsgeschichte

Die Vereinsgeschichte des Seebacher Carneval Club e.V.

von Holger Jakob (2012)

Als am 11.11.2011 in Seebach der bekannte Schlachtruf „Siewich Helau“ ertönte, startete der Seebacher Carneval Club e.V. in seine nunmehr 40. Saison. Welches Datum würde sich besser eignen für einen Rückblick? Für eine Rückschau auf 39 Jahre närrisches Treiben in Seebach.

Die Geschichte des Seebacher Karnevals begann eigentlich schon etwas früher, genau genommen im Jahre 1970.

Damals wurden in Seebach die neue Maschinenfabrik und – damit verbunden – 650 neue Wohnungen gebaut. Die Einwohnerzahl der 1.000-Seelen-Gemeinde verdreifachte sich in kürzester Zeit und so gewann auch das kulturelle Freizeitangebot noch stärker an Bedeutung.

Innerhalb des Dorfclubs entstand deshalb die Idee, Faschingsveranstaltungen durchzuführen und den Initiatoren Monika Stock, Horst Pabst, Hans-Werner Hartwich, Heinz-Günter Mende, Udo Wedler, Peter-Michael Drossel und Roland Benndorf ist es zu danken, dass am 11.11.1972 der SCC gegründet wurde.

Die ersten 3 Veranstaltungen im Jahre 1973 – damals mit 950 Besuchern – lösten großes Interesse im Gemeindeverband aus. Die Idee hatte sich als richtig erwiesen und vor den Männern der ersten Stunde – Günter Reuter, Manfred Patzner und Hartmut Kost sind einige von ihnen – stand von nun an die Aufgabe, die Qualität von Ausstattung und Programm ständig weiter zu verbessern.

Damals wie Heute war und ist es das Hauptanliegen der Akteure, dem Publikum nicht nur stimmungsvolle Unterhaltung zu bieten, sondern auch auf die kleinen und großen Missstände im Alltag aufmerksam zu machen. Natürlich alles karnevalistisch verpackt, denn jede Darbietung bedurfte damals der vorherigen Genehmigung durch die verantwortlichen Partei- und Kulturfunktionäre.

Während der folgenden Saisons wurden weitere Mitglieder gewonnen und erste Orden an aktive Karnevalisten vergeben. Zu besonderen Attraktionen gestalteten sich die Bildung des Männerballetts und des Gesang-Duo´s „Bubi & Gretchen“ – beides wurde ein voller Erfolg und gehörte fortan zum festen Bestandteil der Karnevalsveranstaltungen.

In dieser Anfangszeit begann auch die Unterstützung durch das Uhren- und Maschinenkombinat Ruhla, die durch die damalige Geschäftsführung eine in den folgenden Jahren nicht zu unterschätzende Hilfe für die Arbeit des Clubs wurde.

Besonders die Männer der Hauptmechanik um Dieter Darr, aber auch die Modelltischlerei und viele andere Helfer und Unterstützer waren jedes Mal mit Elan dabei, wenn es galt, eine spezielle Konstruktion für den Karneval zu bauen – die „Hacki-Tacki “ (die große Rutsche für den Saal) und die Spiegelkugel waren nur einige Projekte, die sie für den Club verwirklichten.

Die Rutsche sogar zweimal, denn „H-T 1“ wurde schon im folgenden Jahr dem Kindergarten als Geschenk überreicht. Die Gestaltung und Ausführung der Bühnenbilder von 1976 bis 1990 durch Klaus Schier und Jochen Kühmel wurden zu einem besonderen Kennzeichen des Seebacher Karnevals und wurden mehr als einmal als „Vorbild“ genutzt.

Seit 1991 ist unser „Picasso“ Gerald Gräf zu unserem Kreativmanager der Bühnenbildentwürfe und Gestaltungsausführung geworden.

Die Zahl der Veranstaltungen nahm ständig zu und schon zur Saison 1978/79 konnten über 9.000 Gäste im Seebacher Kulturhaus begrüßt werden.

Während dieser Saison war der SCC am 17. März 1979 auch Gastgeber des 18. Präsidententreffens der Carneval Clubs der DDR.

Im Verlauf dieser Tagung mit Repräsentanten von 103 Clubs und Vertretern aus Kultur und Politik wurde die Stellung des Karnevals erörtert und dieser endlich als gleichwertiger Bestandteil der Volkskunst anerkannt.

 

Das an diesem Abend gezeigte Programm des SCC mit den „Altberliner Weisen“ – gemeinsam von Mädchen- und Männerballett vor der wunderbaren Kulisse eines Rummelplatzes mit Schießbude und Riesenrad dargeboten – war bis dahin die wohl gelungenste Vorstellung der Seebacher Carnevalisten. Für den SCC war dieses Treffen auch eine gute Möglichkeit, die inzwischen entstandenen guten Beziehungen zu anderen Vereinen zu vertiefen und auszubauen.

Viele schöne Erlebnisse verbinden sich seitdem mit den zahlreichen gegenseitigen Besuchen untereinander, man denke nur an die Treffen mit den Carnevalisten aus Dessau, Bad Blankenburg und Woltersdorf bei Berlin. Manch fröhlicher Abend fand da statt und manche Fußball-Schlacht wurde ausgetragen.

 

Doch auch innerhalb des eigenen Clubs gab es nicht nur den Karneval, um gemeinsam die Freizeit zu verbringen. Zur schönen Tradition wurde es, in der Sommerpause den Familienwandertag durchzuführen und die Männer treffen sich noch immer alljährlich am Himmelfahrtstag, um gemeinsam auf Tour zu gehen (die Frauen treffen sich an diesem Tag natürlich auch in gemütlicher Runde).

Dass die Clubmitglieder nicht nur zu den närrischen Tagen aktiv werden, zeigten auch die Beteiligungen an den Seebacher Teichbergfesten zu Pfingsten und die Organisierung des „Heiligen Abend“ – das „Weihnachtslieder erklingen vom Teichberg“ ist für viele Seebacher bis heute eine „feste Größe“ und besinnlicher Ruhepol im Weihnachtstrubel.

Völlig neue Erfahrungen auf dem Gebiet der karnevalistischen Unterhaltung sammelte der Club im Sommer 1987.

Für die Fernsehsendung „Bei *Alles singt* ist Karneval“ wurden auch Mitglieder des SCC eingeladen, um in Leipzig an der Produktion für eine närrische Musik- und Tanzshow mitzuwirken.

Eine schöne Sache war das schon, doch alle Beteiligten waren sich einig: Am schönsten ist es zu Hause – live vor heimischem Publikum.

Und für dieses Publikum galt und gilt es, ein immer neues und attraktives Programm auf die Bühne zu bringen. Da heißt es schon wochen- und monatelang vorher, über Ideen und Möglichkeiten zu diskutieren.

 

 

Motto und Bühnenbild sind noch immer die ersten wichtigen Entscheidungen für das neue Programm. Aber schon geht es weiter – was geht technisch, welche Dekorationen brauchen Bühne und Saal? Stimmt die Beleuchtung, klappt alles mit dem Ton? Welche Requisiten brauchen die Akteure, was gibt der Fundus her und was muss man neu zusammenbauen? Neue Tänze müssen choreographiert und passende Kostüme dazu gefunden werden. Auch die Büttenredner, allen voran Hartmut Kost mit seinen typischen und bekannten Rollen als *Dr. Dicel*, *Wartberg 3 – Nachrichtensprecher* und nicht zuletzt als *Hausmeister*, sind ständig dabei, die aktuellsten Ereignisse für eine originelle Bütt zu verarbeiten.

Viele Stunden der Freizeit werden geopfert, doch ob Programm, Ausgestaltung von Bühne und Saal oder organisatorische Vorbereitungen – mit Freude an der Sache sind alle Männer und Frauen tüchtig am Werk. Die letzte Woche mit ihren verschiedensten Generalproben mutet in jedem Jahr aufs Neue sehr chaotisch an. Musik- und Programmänderungen in allerletzter Minute, noch ein Pinselstrich auf der Bühne oder schnell noch ein Kabel verlegen. Ist die Spiegelkugel ordentlich geputzt? Also noch mal die große Hebebühne mitten in den Saal zwischen die fertigen Tische geschoben – spätestens dann weiß jeder: Es ist soweit. Mit großer Spannung wird dann immer der erste Veranstaltungsabend erwartet und für viele ist trotz langjähriger Erfahrung das Lampenfieber immer dabei.

Die bis dahin beständig steigende Zahl der Veranstaltungen führte schließlich während der Saison 1988/89 zum Rekordbesuch von ca. 11.000 Gästen, doch konnten auch mit 17 durchgeführten Karnevalsabenden wiederholt nicht alle Kartenwünsche erfüllt werden. Es war nicht immer leicht, an die begehrten Eintrittskarten heranzukommen – gar mancher wartete schon ab Mitternacht auf den Beginn des Vorverkaufs am anderen Morgen. Für die Karnevalisten um Präsident Ralf Wenzel waren dieser Zuspruch sowie die tolle närrische Atmosphäre während der Veranstaltungen immer aufs Neue Dank und Anerkennung zugleich.

Aber auch neue Erfahrungen blieben nicht aus. Wie bei vielen anderen Vereinen, so hatte auch der Karneval in Seebach im Herbst 1989 mit der Grenzöffnung einen unerwarteten „Konkurrenten“ bekommen. Dies machte sich in der Besucherzahl – am Abend der Grenzöffnung leerte sich plötzlich der Saal um fast die Hälfte – ebenso bemerkbar wie auch in der Gestaltung des Programms.

Die Themen aktualisierten sich ständig und gar oft mussten die Texte umgeschrieben werden. Ungewohnt auch die plötzliche Freizügigkeit, denn niemand bestand mehr auf vorheriger Kontrolle bestimmter Programmteile und endlich konnte alles im „Original“ auf die Bühne gebracht werden.

Die entscheidensten Veränderungen kamen für die Karnevalisten allerdings erst mit dem Tag der deutschen Einheit. Plötzlich standen ganz andere Probleme im Vordergrund, denn vieles war vollkommen neu. Bisher unbekannte finanzielle und organisatorische Fragen standen jetzt auf der Tagesordnung, aber alle meinten: der Karneval in Seebach soll weitergehen!

Anregungen und Hilfe für die weitere Arbeit des Clubs fanden die Seebacher bei neugewonnenen Freunden, denn schon im Herbst 89 entstanden die ersten Kontakte zu den Clubs in Gönnheim an der Weinstraße und Ingelheim am Rhein.

Seitdem wurde während gegenseitiger Besuche der Erfahrungsaustausch ständig weitergeführt.

War der SCC bisher als Arbeitsgemeinschaft tätig, wurde nun den veränderten Bedingungen Rechnung getragen, indem im Februar 1991 der Club als eingetragener Verein praktisch neu gegründet wurde. Fast wäre es dann aber eine kurze Zeit als SCC e.V. geworden.

Bedeutete der Ausfall der Frühjahrsveranstaltungen 1991 auf Grund des Golfkrieges – mehrheitlich beschlossen – für alle Mitglieder schon eine große Enttäuschung, so stand einige Monate später mit der Entscheidung über die Trägerschaft des Kulturhauses die Zukunft des Clubs überhaupt in Frage.

Wie so oft die finanziellen Interessen in den Vordergrund stellend, plante die Treuhand-Anstalt den Verkauf des Hauses an ein Textil-Unternehmen. Die Bedeutung einer solchen Entscheidung für das kulturelle Leben des ganzen Erbstromtales erkennend, organisierte der SCC zur Unterstützung der Gemeindeinteressen sogleich eine Unterschriften­sammlung im Ort, um gegen den drohenden Verkauf zu demonstrieren und fast 1.800 Seebacher bekundeten ihre Zustimmung.

Die Unsicherheiten und Sorgen über die Zukunft des Hauses blieben bei den Karnevalisten nicht ohne Spuren. Zwar gingen die Planungen für die bevorstehende Saison weiter, doch so richtig konnte man erst Ende September an die Arbeit gehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung zu Gunsten der Kommune gefallen, so dass der Durchführung des Karnevals nichts mehr im Wege stand.

„Wir waren sehr froh, dass in diesen aufregenden Tagen eine positive Entscheidung getroffen wurde und wir somit endlich an die Aufgaben denken konnten, die für ein gutes Programm – und damit für die Unterhaltung unserer Gäste – eigentlich entscheidend sind. Dass sich das Engagement unserer Mitglieder und aller Mitwirkenden gelohnt hat, zeigen die Auftaktveranstaltungen vom November. Wir freuen uns sehr, dass uns unser Publikum die Treue hält. Vor allem hat es das närrische Feiern nicht verlernt, denn die Stimmung war hervorragend“, meinte Präsident Ralf Wenzel damals nach dem Auftakt zur 20. Jubiläumssaison.

Nun konnte die Arbeit also weitergehen. Das UWR verabschiedete sich still und leise, somit stand vor dem Club die wichtige Aufgabe, neue Unterstützer – ab nun Sponsoren genannt – zu finden.

Es gelang, denn viele Firmen und auch Privatpersonen aus Seebach und Umgebung fühlten sich dem Karneval verbunden und halten dem SCC bis heute die Treue. Jedoch, und das stellte sich schnell heraus, wurde das Wirken schwieriger.

Nicht nur die allmorgendliche „Frühstücks-Runde“ im großen Klubhaus-Saal, bei der so manches Problem diskutiert und gelöst werden konnte, fiel auseinander, auch generell spielten nun persönliche und arbeitstechnische Dinge viel stärker in das Geschehen hinein. Einige der Mitstreiter verabschiedeten sich – sie zogen fort oder hatten einfach nicht mehr die Zeit.

Folgerichtig fiel dann auch der Entschluss, ein SCC mit hauptsächlich männlichen Mitgliedern ist nicht mehr zeitgemäß – ab sofort konnten die Frauen und Mädchen „offizielle“ Vereinsmitglieder werden. Nun konnte schließlich auch alles ein gutes Teil besser gemanagt werden und im Laufe der folgenden Jahre stieg die Mitgliederzahl wieder unaufhörlich an, so dass der SCC heute, im Jahr 2011 insgesamt 155 Mitglieder hat. Um genau zu sein sind es 44 Frauen, 50 Männer, 17 Kinder und Jugendliche, 41 Förderer und 3 Kandidaten. Ja, auch heute noch müssen sich die „Neuen“ erst bewähren, ehe sie den begehrten „Stamm-Orden“ des SCC in Empfang nehmen können.

So wurde es schon von Beginn an gehandhabt und so hat es sich auch bewährt.

Andere Dinge jedoch änderten sich, leider und notgedrungen. Der SCC musste nun mit einem vielfältigen Angebot an Unterhaltungsveranstaltungen konkurrieren und so blieb es nicht aus, dass die Zahl der Karnevalsabende im Laufe der folgenden Jahre weniger wurden. 17-mal in einer Saison den Saal zu füllen – das würde wohl nie wieder möglich sein. Aber ans Aufgeben dachte keiner.

Eher wurden neue Wege gesucht und probiert, was dazu führte, die Novemberveranstaltung nach dem Saisonbeginn am 11.11. in eine *Party-Meile* mit karnevalistischen Programmelementen umzuwandeln. Und, wie könnte es anders sein, die „Werbung“ wurde wichtiger und wichtiger – sogar eine eigene „Marketing-Gruppe“ wurde ins Leben gerufen.

Mit dem Ausflug von „Bernd, das Brot“ mit seinen „Leibwächtern“ von der SCC-Garde am Fastnachtsdienstag hatte diese aber nichts zu tun. Die Idee, vormittags auf der Eisenacher Karlstrasse zu flanieren, war wohl eher der feucht-fröhlichen Rosenmontagslaune geschuldet – ein „Hingucker“ war es allemal.

Zu den erfolgreichen neuen Ideen gehört ohne Frage das im Frühsommer 2002 zum ersten Mal durchgeführte *Lichterfest*. Zwar spielte seitdem das Wetter nicht immer wie gewünscht mit, doch kommen die Seebacher alljährlich gern in den „Luna-Park“ am Klubhaus, um bei allerlei Gaumenfreuden einen schönen Tag zu verbringen. Für beste Unterhaltung vom Kindertanz bis zum Hackklotz-Nageln ist natürlich immer gesorgt und auch die abendlichen Feuer-Körbe und Fackeln tragen das ihre zum Wohlfühlen bei.

Und im Programm? Auch da gab es Neues. Gerd Creuzburg und seine „Tüthörner“ aus Schmerbach – viele Jahre lang treue Begleiter und Eröffner des Einmarsches – zogen sich zurück und für sie kamen die Fanfarenbläser aus Eisenach. Sie spielen nun bei uns schon lange nicht nur in kleiner oder großer Besetzung auf der Bühne, auch beim *Lichterfest* sind sie gern gehörte Gäste.

Ja, und das *Medley*. Von einer witzigen Musik-Parodie entwickelte es sich zu einer festen Größe im Programm und die Mitwirkenden sind heute kaum noch zu zählen, so groß ist die Begeisterung, mit dabei zu sein.

Der größte „Wurf“ jedoch gelang den Seebacher Carnevalisten in der 31. Saison mit der Premiere ihrer *Weiberfastnacht*. An diesem Abend steht das närrische Haus ganz im Zeichen der Frauen und Mädchen des SCC, die von der Vorbereitung bis zur Abmoderation alles in die eigenen Hände nehmen – selbstredend mit einem eigenen Programm. Diese Idee schlug auf Anhieb ein und die Jahr für Jahr wachsenden Besucherzahlen sind Beweis genug dafür, wie gut ihnen ihr „Weiberabend“ gelingt.

Nicht zuletzt auch Dank der *Schürzenliesln* und der *Red Delices*.

Blickt man heute auf die vielen Jahre zurück, so war natürlich gerade die Zeit der „Wende“ eine besonders aufregende Zeit. Wer von uns hätte damals an der Autobahn-Raststätte Eisenach, als wir dort zusammen mit den Blasmusikern aus Ruhla die Besucher aus dem anderen Teil Deutschlands begrüßten, erahnen können, was da noch alles auf uns zu kommen würde. Wer hätte das Gerangel um das Klubhaus voraussehen, den möglichen Verlust unserer Wirkungsstätte vermuten können?

Im Vergleich dazu erscheinen einem andere Widrigkeiten wie der große Wasserschaden im Saal mit der notwendigen Neuverlegung des gesamten Parketts fast wie „Kleinigkeiten“. Damals zogen wir einfach ins Ruhlaer Klubhaus um und feierten gemeinsam mit den Farnrodaer Narren unsere eigene kleine Saison. Ach, die „Auswärtsspiele“.

Wo war der SCC nicht überall zu Gast. Sogar in die KIKO wurde ausgewichen und die Auftritte bei der HO im „Fürstenhof“ zu Eisenach waren über lange Zeit bei den Mitgliedern beliebt.

Irgendwie wurde immer ein Weg gefunden und auch die vielen Einschränkungen in der Umbau- und Renovierungsphase des Seebacher Hauses wurden schließlich gemeistert. Heute präsentiert sich die Heimstätte des SCC nicht nur von außen in neuem Glanz – auch Foyer, Saal, Bühne und Hinterbühnenbereich sind komplett neu und mit moderner Technik bestückt.

Aber ein schöner *Kristall-Palast* ist das Eine, mit Leben erfüllt wird er erst durch die Menschen.

Zum Beispiel durch jene, die über die vielen Jahre dem SCC verbunden waren und sind.

Diejenigen, die mit Begeisterung immer aufs Neue nach Programmeinfällen suchen, Ideen spinnen und diese dann mit viel Engagement umsetzen.

Vieles hat unser Klubhaus-Saal in all den Jahren gesehen, manche Dinge sind noch aus den ersten Tagen dabei, manche Sachen haben sich seitdem verändert und anderes ist heute vollkommen neu.

39 Jahre SCC – alles Revue passieren zu lassen, scheint schier unmöglich. Wo soll man da anfangen und wo enden?

Hartmut Kost, Herbert Baacke und auch Ernst Haut, sie können dies am besten, sind sie doch fast von Anfang an mit dabei. Oder Ralf Wenzel – über 3 Jahrzehnte als Präsident das *Markenzeichen* des SCC – der wie immer unermütlich seine Ideen einbringt, vieles vorantreibt und mit seiner Erfahrung Ansprechpartner für alles und jeden ist.

Was haben sie in Seebach nicht schon alles auf der Bühne gesehen?

Aus einem Riesen-Weinfass tranken sie echten Wein, saßen vor einem Hexenhaus und genossen auch schon mal Hafenambiente. Mit der Dampflok fuhr man auf Schienen herein, man saß im Heißluft-Ballon, im Zirkus oder im Mississippi-Dampfer – man könnte noch so lange weiter aufzählen. Manchmal, bei der Raumstation „MIR“ oder den Moorhühnern oben in der Luft, da guckten sie sicher mal ängstlich, aber die Requisiteure hatten es immer im Griff.

Und wie viele Gesichter sahen sie seit den ersten Tagen? Manche sind allen bekannt durch ihre Bühnenauftritte, andere wirkten lieber im Hintergrund – sie alle zu nennen, das ist kaum möglich.

Peter Michael Drossel, der erste Präsident des Seebacher Carneval Clubs und mit ihm im Elferrat Jochen Pany, Helmut Pfahl und Peter Fritz.

Horst Pabst – der „ewige Vize“, mit Rainer Scharr und später mit Gerald Adlung gab er dem Gesangsduo *Bubi & Gretchen* Gestalt und Stimme – tatkräftig unterstützt von seiner Frau Elisabeth, die viele der noch heute gern gehörten „Ohrwürmer“ wie „Nach Seebach kommt ein Intershop“ schrieb. Auch als Organisationstalent war er aus dem SCC nicht wegzudenken. Die Orden und die schönen „Goldrand-Gläser“, es waren zusammen mit Thomas Seidler nur zwei seiner vielen Betätigungsfelder.

Klaus Schier und Jochen Kühmel, die ersten Bühnenbildner und Dekorateure – nach vielen Jahren übernahm Gerald „Picasso“ Gräf erfolgreich ihr umfangreiches Aufgabengebiet.

Horst Günther mit seinen Mannen am Tonmischpult, unter ihnen Martin Hampel, Wolfram „Wolfi“ Klug, Hartmut Jäger, Wilfried Kost, Matthias Steder, Jürgen Hellner und Thomas Janke – um nur einige zu nennen.

Winfried „Winne“ Möller, der Mann am Lichtkasten – versteckt hinter der Bühne in seinem kleinen, aber geliebten Kabuff. Na, das Räumchen hatte es auch manch anderem angetan und wird von vielen sicher sehr vermisst.

Uwe (Künkel) und Fred (Schlothauer), unser Tanzpaar aus alten Tagen und wer erinnert sich nicht an den „Tanz der kleinen Schwäne“ mit dem köstlich anzuschauenden Hans Werner Stöckigt.

Apropos Männerballett, da klingeln die Namen nur so – auch hier war Horst Pabst mit vorne dabei. Und Dieter Weidner, Rainer Scharr, Hartmut Wagner, Rüdiger „Thymian“ Grübel, Bernd „Susi“ Susott, Eckehard „Ecki“ Schmidt, Rainer Schmidt, Ingo Auer und natürlich Arno Grabow – keiner präsentierte den Tanga so graziös wie er.

Die Tanzmariechen und Funkengarden. Dorothea Marschall, Sabine und Martina Robus, Regina Hornschuh, Sabine Junghänel, Heike Rudloff, Uschi Gebhardt, Andrea Pabst, Katrin Singer, Marina Walther, Iris Reum, Bettina Schmidt, Vicky Schenke und Tina Jakob. Sie alle sind nur einige von vielen und alle tanzten und tanzen auf der Bühne in Seebach.

Und wer sorgte für die vielen Ideen und Kostüme? Marianne Schmidt, sie ist nicht wegzudenken aus der Geschichte des SCC. Mit Eifer und bis ins hohe Alter hinein tanzte sie ihre Schritte den Balletts selbst gern vor und natürlich sorgte sie auch dafür, dass ihre Mädchen und Männer schick gekleidet waren. Petra Bindel, Dieter Grote und nicht zuletzt Hans Joachim „Festus“ Schmidt.

Manch einer der Männer wird bei den Proben ordentlich geflucht haben, aber er kitzelte immer ihre Höchstleistungen heraus – der „Holzschuh-Tanz“ mit seinem „Heil sei der Tag, an welchem du bei uns erschiehenen“ gehört ganz sicher mit zu den besten Männerauftritten.

Sabrina Schindler, Annett Köllner, Petra Wagner und Silke Keiderling – sie und viele andere Tänzerinnen übernahmen von ihnen das Heft des Handelns.

Und nicht zu vergessen Ursel Schmidt. Nicht nur das Choreographische, auch der Kostümfundus ist seit langem ihr großes Metier. Ob „Schmittchen Schleicher“, die „Bademoden“, der “Cancan“, der „Enzian“, die „Tina Turner Revue“, der „Lord of the Dance“, „Spirit of the Hawk“, John Miles´ „Music“ und natürlich die „Karawane“ – unsere Choreographen hatten immer eine gute Idee.

Der SCC. Dazu gehören nicht zuletzt die Sänger und Redner. Wer stand da nicht schon alles auf der Bühne. Zu Fuß kamen sie durch den Saal, mit dem Fahrrad, mit Flößen, Betten, Badewannen.

Per Sänfte, mit nem Kioskwagen, getragen und chauffiert. Mit Motorrad, Pferdekutsche und auch Oldtimerwagen. Die Eisenacher Günter Burckhardt als *Mäxer* mit seinem Sohn, Christiane Thomaske, der *Kellermeister* Günther Köbrich, der *Hupenmann* Günter Heilwagen, „Marianne & Michael“ (Gerald Creutzburg und Ramona Heß), Carina Krettek und Jörg Patz als *Comedy-Man* – sie alle kennt unser Publikum.

Die *Krebsbachspatzen* waren 25 Jahre mit dabei, nun sind es die *Fidelen Erbstromer*, die alle mit ihrem Gesang erfreuen.

Günter Reuter, Karl Heinz Hendrich, Gerhard Engel, Rainer Scharr, Erwin *Karlchen* Neffe, Elisabeth Pabst, Silke Siebert, Rainer Hohmann, Ralf *der Till mit dem Spiegel in der Hand* Wenzel, Sabine Jäger, Reiner und Magda Schlegel, Rainer und Bettina Schmidt und der unermütliche Hartmut Kost mit seiner Ursula – sie alle gehören neben vielen anderen zur großen Schar der Seebacher Büttenredner.

Unzählige Mitstreiter ließen sich noch nennen – Uwe Reuter, Wolfgang „Vlim“ Völlmer, Frank „Häschen“ Brandau, Rainer Brand, Udo Kern, Jochen „Zimmerlinde“ Lindner, Marcel Kleinsteuber und Lars Limburg im Einlassdienst, ständig im Gewühl an der Eingangstür zu finden und die Kasse immer im Blick. Und trotzdem fanden sie bei allem Stress immer die Zeit, das eine oder andere Fläschchen zu leeren.

Herbert Füldner und Ingo Auer, die umtriebigen Chefs im Saale und immer gut dabei, beim Dekorieren alle Mann auf Trab zu halten. Apropos auf Trab – wer unserem Herbert Baacke mal zuschaut, wie er das Tische stellen überwacht, der glaubt kaum, dass er der älteste unserer Narren ist.

Und natürlich die „Finanzer“, ohne die geht ja nichts. Ob Ernst Haut, Ulli Stauch, Ingbert Nagel oder Katrin Goldmann – wenn es ums liebe Geld geht, da kennen sie nix.

Die vielen Hausmeister vom Klubhaus, die uns all die Jahre unterstützen und von denen Arthur Schieck und Peter Luther nur zweie sind.

Maritta Nagel und ihr Team von der Weiberfastnacht. Elfi Auer, nur eine unserer fleißigen Kostümschneiderinnen. Kerstin Ludwig mit ihren Damen der „Maske“ und Rainer „Action“ Schmidt, unser Bühnen-Pyromane aus Leidenschaft.

Das Team um „Picasso“ – Steffen Kott, Mandy Reum, Monika Dulsky und Stefan Fischer mit ihren zahlreichen schönen Bühnenbildern, kräftig unterstützt von den Requisiteuren, von denen Rolf Witschel (seine Gewehre tun noch immer ihren Garde-Dienst), Peter Pabst, Sirko Sklarz und Tino Menzel nur einige sind.

Und wollen wir sie missen? Unsere *Originale* – Georg „Schorsch“ Völlmer (zusammen mit Arno auch als „Schrubbers & Eimers“ bekannt), Otto Jäger, Uwe Trautmann und Torsten Ludwig von den „Kulissenschiebern“.

Die *Recardos* aus Bischofroda, die Musiker aus Mehmels, Manfred Lindner und seine Band und nicht zuletzt die *Diamonds* – auch sie gehören fest zu unserer Geschichte dazu.

Das waren nur ein paar wenige Namen, glaubt mir, ich habe keinen vergessen. Doch schier unmöglich ist es, Euch alle zu nennen, denn in all den Jahren waren und sind fast 300 Närrinnen und Narren vor, auf und hinter der Bühne zu Gange und manchmal sogar auch unter derselben.

Doch zum SCC gibt es noch viel mehr zu sagen.

Vieles änderte sich natürlich im Lauf der Zeit, aber einige Dinge, wie die *Weihnachtsmusik am Teichberg*, die Wandertage, Feiern und auch unsere Rallye haben noch heute Bestand.

Die Waffelbäckerei und der Gläserverkauf zu den Seebacher Pfingstfesten, das Wildschwein-Braten und das unvergessliche „Fettbrooote zu verkaufen“ am Kinderfaschingsmorgen vor der KIKO jedoch haben die Zeiten nicht überdauert. Aus den früher einmal 17 Veranstaltungsabenden einer Saison sind nunmehr 6 geworden und das Rathaus wird nur noch im kleinen, symbolischen Rahmen erstürmt.

Auch die „Nachtwachen“ am Vorverkaufsabend sind verschwunden, jeder kann seine Karten nun per Telefon und sogar im Geschäft und der Praxis bekommen. Und die enttäuschte, manchmal gar erboste Frage „Was denn, nur 8 kann ich haben?“, die bekommen wir auch schon lang nicht mehr zu hören.

Das Bauen und Friemeln an den Requisiten und den Dekos im Saal ist heute nicht mehr so unkompliziert wie einst, so manche Möglichkeiten tun wir heute doch sehr vermissen.

Das Klubhaus selbst hat sich auch vollkommen verändert. Zwei gut besuchte Gaststätten, die kleine „Bar“ auf der Galerie, eine Sauna und die Kegelbahn – sie waren einmal.

Heute ist alles neu und modern, genutzt wird es jedoch leider nur dann und wann.

Aber es gibt auch Neues zu berichten. Wer denkt da nicht gleich an die *Weiberfastnacht* und das *Lichterfest*. Oder an die *Party-Meile*, sie alle sind Veranstaltungen neueren Datums.

Der Frühjahrsputz am Teichberg ist aber so neu nicht, wer sich erinnert – damals legten wir Gehweg-Platten und strichen die Fenster der KIKO frisch an.

Der „Papierkram“, die Verordnungen und Bestimmungen von Verein und Gesetz – sie halten uns nun mehr denn je auf Trab und auch die Arbeit lässt manchem heute viel weniger Zeit und Muse.

Die Einschränkungen und Hemmnisse von früher sind nur scheinbar verschwunden, sie haben sich nur geändert und regeln nun auf andere, subtilere Weise.

Und das Publikum? Auch das hat sich geändert – schwer zu sagen, wie es ist, nur so wie früher ist es halt nicht.

Unsere Rutsche aus den Anfangsjahren – sie wird uns wohl alle überdauern. Robust wie eh und je, wird sie sicher noch mal tausende Pobacken in den Saal hinuntertragen. Die Spiegelkugel an der Decke, die musste jedoch weichen. Nach dem Umbau nicht mehr zum Ambiente passend, hat ihre Dienste ein neues, elektronisch gesteuertes Laser-Set übernommen.

Gerade bei der Technik hat sich so einiges verändert – ob Musik aus dem Laptop oder Videobeamer, alles ist bei uns auf dem neuesten Stand. Auch die berühmte Treppe fährt nun elektrisch rein und raus – ach, man könnte noch so vieles berichten.

Von Enthusiasmus und Schwung, von neuen Ideen und vom Marketing. Doch manchmal, so scheint es, bleibt was auf der Strecke und besonders wenn das „Karneval in Seebach“ erklingt, ein wenig Wehmut sich mit dazwischenringt. Das bleibt wohl nicht aus, ist man solange schon mit dabei.

Doch nun genug der Rückschau, blicken wir nach vorn – wir sind in der 40., unserer Jubiläums-Saison.

Und wie könnten diese Zeilen besser enden, als mit dem wohlbekannten
Solang man in Seebach von Liebe spricht, solang man beim Weine ein Madel küsst, solang uns erfreuen Liebe, Sang und Wein, solang soll Karneval in uns´rem Seebach sein.

Siewich Helau sagt Euer Holger